Dezember – Klöpfelnächte
Früher glaubten die Menschen, dass sich in den dunklen Nächten im Spätherbst viele Dämonen und Geister herumtrieben, die besänftigt werden müssen.

Von daher kommt der noch heute gepflegte der Brauch des „Klöpfelns“. An den Donnerstagen vor Weihnachten gehen die Kinder durch den Ort und „klöpfeln“ an die Fensterscheiben der Häuser, indem sie Erbsen, Linsen oder Bohnen dagegen werfen, denn alle galten schon immer als Lieblingsspeise der Götter. Bei Menschen, die die Kinder nicht mögen, werfen sie Sandkörner ans Fenster. Alle bauen sich vorher einen Klöpfelstock: Eine leere Metalldose wird mit Bohnen und Linsen gefüllt und mit Draht fest an einen Stock gebunden. Den Deckel sollte man am besten mit Klebeband zukleben. Nun kann man den Stock auch vor den höhergelegenen Fenstern schütteln und laut klöpfeln! Manchmal bekommen die Kinder auch etwas Kleines fürs Klöpfeln geschenkt, so wie es in Schwaben Brauch ist. Dort rufen die Kinder zum Klöpfeln:

Anklopfed Hämmerle,
‘s Brot liegt im Kämmerle…

4. Dezember – Barbara-Tag
Am 4. Dezember ist der Tag der Heiligen Barbara. Über sie wird in einer Legende erzählt, dass sie im 4. Jahrhundert in Catania gelebt hat. Ihr Vater wollte unbedingt, dass sie ihr Leben lang unverheiratet bliebe und sperrte sie deshalb in einen Turm. Origines aber kam aus Alexandrien zu ihr, als Arzt, und er erzählte ihr vom Christentum. Schließlich ließ sie sich von ihm taufen. Als ihr Vater erfuhr, dass sie Christin geworden war, geriet er außer sich und brachte sie um. Später wurde sie von der Kirche heilig gesprochen, weil sie für das Christentum gestorben war. Seit dem 14. Jahrhundert gilt sie als Schutzpatronin für die Dachdecker, Bauarbeiter, Bergleute und Soldaten. Meistens findet man sie auf Abbildungen mit einem Turm dargestellt.

4. Dezember – Barbara-Zweige
Am Barbaratag gehe ich mit Hanna in den Garten und wir schneiden Zweige vom Kirschbaum ab. Über Nacht stellen wir sie in lauwarmes Wasser, dann bekommen sie alle drei Tage frisches Wasser in die Vase. Wenn wir Glück haben, blühen sie am Weihnachtstag! Wenn ihr keinen Kirschbaum im Garten habt, dann fragt in einer Gärtnerei nach Kirschzweigen!

Dezember – Weihnachtsgärtchen
Ähnlich wie die Barbara-Zweige sind auch die kleinen Weihnachtsgärtchen ein Symbol der Hoffnung für das wiederkehrende Grün draußen in der Natur. Auch sie werden am Barbaratag angelegt: In einen tiefen Teller legt ihr eine Schicht Küchenpapier oder Watte, darauf legt ihr Weizenkörner und haltet das Gärtchen immer schön feucht. Weihnachten wird euer Feld grün sein, ihr könnt die Weihnachtskrippe damit schmücken.

6. Dezember – Nikolaustag
Am 6. Dezember ist Nikolaustag, das wisst ihr alle! Der Heilige Nikolaus war ein Bischof, der im 11. Jahrhundert in Myra lebte, das ist in der heutigen Türkei. Von ihm wird erzählt, dass er ein besonders gütiger Mensch war, der vielen Leuten geholfen hat. Einmal soll er drei Töchtern eines sehr armen Mannes geholfen haben: Der Vater wollte die Töchter verstoßen, denn er konnte ihnen keine Mitgift für eine Hochzeit geben. Da warf der Heilige Nikolaus in drei aufeinander folgenden Nächten jeweils einen Goldklumpen in die Stube der Familie und befreite sie so von ihrer Not. So heißt es in der Legende des Heiligen Nikolaus. Außerdem galt er als besonders kinderfreundlich. Früher bekamen die Kinder am Nikolaustag Geschenke – zu Weihnachten wurde damals noch nicht beschert. In den Niederlanden ist Nikolaus auch heute noch der Geschenkbote. Bei uns zieht in vielen Gegenden ein verkleideter Nikolaus durch die Dörfer und bringt Nüsse und Süßigkeiten für die Kinder. Hanna stellt am Nikolausabend, wie viele andere Kinder, einen blank geputzten Stiefel vor die Tür. Sie hofft, dass der Nikolaus ihn ihr mit leckeren Sachen füllt.

6. Dezember – Nikolausholen
In einem Dorf in der Nähe von Tübingen, in Hirrlingen, wird der Nikolaus von den Kindern aus dem Wald abgeholt. Er erscheint auf einem Pferd am Waldrand, wo ein großes Feuer entzündet wurde. Mit Fackeln begleiten die Kinder ihn ins Dorf. Dort wird gemeinsam ein Nikolauslied gesungen.

6. Dezember – Knecht Ruprecht
Der Nikolaus ist in vielen Gegenden in Begleitung unterwegs. Sehr bekannt ist sein Knecht Ruprecht, dem nachgesagt wird, dass er ziemlich böse ist und eine Rute für „unartige“ Kinder dabei hat. Oft sind aber auch noch finsterere Gestalten dabei. So findet man in Österreich den Krampuss oder die Buttnmandln. Der Rupelz in Süddeutschland stößt grausige Laute aus, er trägt eine schwarze Maske aus Stoff und ein Pelzgewand.

6. Dezember – Die Frau vom Nikolaus
Auch im Berchtesgardener Land ist der Nikolaus nicht alleine unterwegs. In der Gemeinde Loipl hat er das Nikoloweibl an seiner Seite. Sie ist in die Tracht der Berchtesgardener Frauen gekleidet. In einem Korb trägt sie Äpfel, Feigen, Nüsse und Früchtebrot für die „braven“ Kinder. Der Nikolaus sagt dem Nikoloweibl, wenn die Kinder etwas aus dem Korb bekommen sollen.

Nikolausbäckerei
Um den Nikolaustag herum beginnen wir mit der Weihnachtsbäckerei. Lebkuchen müssen rechtzeitig zubereitet werden, weil sie noch drei Wochen lagern müssen, um weich zu werden. Lebkuchen galten übrigens früher als Arznei. Sie wurden in Klöstern gebacken und den Kranken zur Kräftigung gegeben. Das richtige Nikolausgebäck sind aber die „Klausenmänner“ oder „Nikoläuse“, die in vielen Gegenden gebacken werden und viele Namen haben. In der Schweiz bäckt man zum Beispiel den „Grittibänz“, aus Baden ist uns der „Dampetei“ bekannt. Hanna bäckt mit ihrer Freundin zu Nikolaus Weckmännchen aus süßem Hefeteig, die die beiden dann verschenken.

Advent – Bratäpfel
Bei uns ist Bratapfelzeit, wenn wir in der Adventszeit um den Adventskranz sitzen und Geschichten erzählen. Ich bereite die Äpfel vor, indem ich aus säuerlichen Äpfeln das Kerngehäuse heraussteche und sie in eine Auflaufform stelle. Hanna füllt dann die Äpfel mit Mandeln, Rosinen und Wallnusskernen und bestreut sie mit Vanillezucker. Oben auf die Äpfel legt sie noch ein Stückchen Butter, dann kommen sie bei 220°C in den Backofen. Nach etwa 20 Minuten sind sie gar. Manchmal gibt es auch noch Vanillesoße dazu! Lecker!

13. Dezember – St. Lucia
Das Fest der Heiligen Lucia wird am 13. Dezember gefeiert. Es ist ursprünglich ein Lichterfest, früher feierte man es am Tag der Wintersonnenwende. Deshalb haben viele Lucia-Bräuche mit Licht zu tun. In einem Dorf nahe bei München bringen die Kinder selbstgebastelte Lucienhäuschen mit in den Gottesdienst, der am Lucia-Abend dort gefeiert wird. Lucienhäuschen sind kleine Papphäuschen aus leichtem Karton, die auf ein Holzbrett geklebt sind und im Inneren eine Kerze haben. Nach dem Gottesdienst ziehen alle hinunter zum Fluss und die Kinder setzen die Häuschen mit brennenden Kerzen aus das Wasser. Langsam treiben die Häuschen flussabwärts. Der Brauch diente ursprünglich der Abwehr von Hochwassern und ist auch in anderen süddeutschen Orten bekannt.

13. Dezember – Lucias böse Schwester
In der Schweiz und in Österreich hat die Lucia der Sage nach eine böse Schwester, die Luzelfrau, die mit ihr herum zieht. Für sie wird alles gründlich aufgeräumt und gefegt, denn man sagt, ihre Rache an Kindern und Mägden sei grausam, wenn noch irgendwo Schmutz zu finden sei! Lucia selbst war aber früher auch die Geschenkebringerin für die Mädchen, so wie Sankt Martin es in diesen Gegenden für die Jungen war. Dieser Feiertag hatte also schöne und schlimme Seiten.

Vorweihnachtszeit – Isnyer Engele-Fliegen
In dem Ort Insny im Allgäu wurden die Kinder in der Vorweihnachtszeit auf ganz besondere Weise beschenkt: Vor ihrem Kinderzimmerfenster erschien ein Engel. Dazu wurde eine Engelfigur an einer Schnur herabgelassen, die in den Händen zwei Kerzen hielt und an den Armen zwei Körbe mit Geschenken hängen hatte. Die Kinder standen an den geöffneten Fenstern und sangen Weihnachtslieder. Nach einem kleinen Gebet durften sie die Körbe auspacken. Heute fliegt jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit so ein Engele aus einem Fenster des Rathauses hinab auf den Marktplatz und beschenkt dort die Kinder.

21. Dezember – Wintersonnenwende
Früher stellte man zur Wintersonnenwende große Schalen mit Obst auf den Tisch, man hoffte, dann auch im kommenden Jahr reichlich davon zu haben. Heute noch gehören Schüsseln voller Nüsse und Mandarinen untrennbar zu Adventszeit. Der Tag der Wintersonnenwende ist auch der Festtag des Heiligen Thomas. Ab heute werden die Tag endlich wieder länger: die längste Nacht und der kürzeste Tag sind erreicht. Thomas war ein Jünger Jesu. Als die Nachricht von dessen Auferstehung ihn erreichte, glaubte er zunächst nicht daran. Es wird in der Bibel erzählt, dass Jesus ihm noch einmal erschien. Als er die Finger in die Wunden Christi legte, wurde er gläubig und verkündigte selbst die Auferstehung Jesu. Man gab Thomas den Tag der längsten Dunkelheit als Festtag, weil er am längsten von Zweifeln geplagt war.

24. Dezember – Weihnachten
Wintersonnenwende und Weihnachten liegen nur wenige Tage auseinander. Im 4. Jahrhundert legte der Kaiser Theidosius das Fest der Geburt Jesu Christi auf den 25. Dezember, denn bisher gab es keinen einheitlichen Feiertag dafür. Weil aber seit eh und je in allen Kulturen zur Wintersonnenwende große Lichterfeste stattfanden, erschien es gut, Weihnachten mit diesen Festen zusammenzulegen. Das war sehr einprägsam für die Menschen. Später wurde Weihnachten überwiegend zu einem Familienfest, das zu Hause gefeiert wurde, und wandelte sich zu dem Fest, das wir heute kennen.

28. Dezember – Tag der Unschuldigen Kinder
In der Bibel wird erzählt, dass einige Tage nach der Geburt Jesu drei Könige aus dem Osten nach Jerusalem kamen. Sie hatten von der Geburt dieses besonderen Kindes gehört, das ein König werden sollte, und wollten es besuchen. Am Hofe des Königs Herodes fragten sie nach dem Weg. Herodes erschrak sehr als ihm die Männer von dem Königskind erzählten, denn in seinem Palast war kein Kind geboren worden. Er hatte Angst um seine königliche Macht. Also bat er die drei Könige ihm Bescheid zu sagen, wenn sie das Kind gefunden hätten, weil er es auch besuchen wollte. Die hatte sein Misstrauen aber bemerkt und verrieten ihm nichts. Da ließ er alle Kinder unter zwei Jahren im ganzen Land töten, damit kein anderer König heranwüchse. Joseph und Maria waren mit Jesus bereits geflohen, weil man sie vor Herodes gewarnt hatte. So entkamen sie dem grausamen Kindermord. Den Kindern, die damals völlig unschuldig getötet worden waren, gilt der Gedenktag am 28. Dezember.

31. Dezember – die Neujahrsnacht
Die Leute sagen, dass diese Nacht voller Zauberkraft ist. Mit kleinen Orakeln versuchen sie herauszubekommen, was ihnen das kommende Jahr bringen mag. Auch galt es schon immer, Dämonen und Geister zu vertreiben, die in dieser Nacht ihr Unwesen treiben sollen. Mit Lärm und Licht wollte man sie verschrecken. In Norddeutschland und in Hessen klirrte man beim „Neujahrseinwerfen“ laut mit Töpfen und Tellern. Der Brauch, in der Silvesternacht Feuerwerk und Knallkörper anzuzünden, ist heute überall bekannt und kommt auch von der Vorstellung Geister zu vertreiben.

31. Dezember – Rummelpottlaufen
Auch das Rummelpottlaufen diente ursprünglich dazu, Geister zu vertreiben. Noch heute laufen die Kinder mit selbst gebauten Rummelpötten von Haus zu Haus. Die Rummelpötte werden aus einem kleinen Tongefäß gemacht. Über dessen Öffnung wird eine Schweinsblase gezogen, die dann ein Trommelfell bildet. In der Mitte wird ein Stab durch das Fell gesteckt. Durch Auf- und Abbewegen des Stabes entstehen seltsame Geräusche, mit denen die Kinder ihre Rummelverse begleiten. In fast allen Häusern bekommen die Rummelkinder kleine Geschenke, wie Süßigkeiten oder Obst.

Quelle: labbe.de